Pädagogische Grundsätze und Bildungsauftrag (Haupthaus)

Leitgedanke unserer pädagogischen Arbeit ist es, Kinder in der Entwicklung ihrer Gesamtpersönlichkeit zu unterstützen. Wir wollen ihre individuellen Talente und Möglichkeiten erkennen und ihre Kompetenzen stärken und schützen. Unser wichtigstes Ziel ist es, die Kinder zur größtmöglichen Unabhängigkeit vom Erwachsenen zu führen. Wir möchten, dass sie zu Menschen werden, die eigenverantwortlich und selbstbewusst handeln und ihr kreatives Potential nutzen, um Ideen zu entwickeln, Phantasien zu entfalten und umzusetzen. 

  • „Die Entwicklung von Selbstbewusstsein, Eigenständigkeit und Identität ist Grundlage jedes Bildungsprozesses.“ (Bildungsvereinbarung NRW, 2003). Bildung verstehen wir daher auch ganz im Sinne der Bildungsvereinbarung, „… Kinder in allen ihnen möglichen, …, Entwicklungsbereichen zu begleiten, zu fördern und herauszufordern.“  

 

Der Kindergarten „Mühlenbergkinder“ arbeitet nach dem „offenen Konzept“. Dieser Ansatz bietet ein umfassendes pädagogisches Fundament zur Umsetzung des Bildungsauftrages von Kindergärten.  

Dieser Prozess beginnt im Kindergarten schon mit dem ersten Kontakt. Der Einstieg in den Kindergarten ist sowohl für das Kind als auch dessen Eltern eine neue Situation.

 

Für die Kinder beginnt ein Lebensabschnitt mit vielen neuen Anforderungen in einer Umgebung, die sich sehr von dem ihm vertrauten Zuhause unterscheidet.

  • Sie sind als Mutter und Vater für eine feste Zeit des Tages nicht unmittelbar verfügbar
  • Ihr Kind muss Vertrauen zu einer neuen Bezugsperson aufbauen, die gleichzeitig für viele andere Kinder da ist 
  • Es soll Beziehungen zu einer Gruppe von anderen Kindern entwickeln
  • Es muss neue Regeln lernen, z.B. das Spielzeug gehört nicht einzelnen, sondern allen
  • Ihr Kind muss sich an einen neuen Tagesrhythmus anpassen

Jedes Kind braucht seine eigene Zeit für die Eingewöhnung. In diesem Prozess wollen wir den Familien helfen, indem wir 

  • Aufnahmegespräche
  • Infoabende
  • Kennenlernnachmittage 
  • offenes Spielen
  • Tür- und Angelgespräche
  • Individuelle Betreuungszeiten in der Anfangsphase 
  • Intensive Eingewöhnungsphase in engem Kontakt mit der Familie 

    anbieten.

2.1. Das „offene Konzept“ 

Seit seiner Eröffnung 1994 arbeitet der Kindergarten „Mühlenbergkinder“ nach dem „offenen Konzept“. Bei der offenen Arbeit ist die Zugehörigkeit der Kinder zu einer Stammgruppe teilweise aufgehoben. Die Kinder melden sich morgens in ihrer Gruppe und treffen sich mittags zum täglichen Stuhlkreis im jeweiligen Gruppenraum. Dort werden auch die Geburtstage gefeiert. Einmal im Monat findet ein Gruppenfrühstück statt und einige Feste im Jahresverlauf werden in der Pusteblumen- oder Klatschmohngruppe gefeiert. Im Übrigen wählen die Kinder überwiegend selbstständig, nach ihren Interessen und Neigungen, freie Spielsituationen, in einer Umgebung, die ihre Neugier und Phantasie anregt. Das heißt, sie wählen selbst, wo, was und mit wem sie spielen wollen.


Die Kindergartenräume sind verschiedenen Handlungsbereichen zugeordnet und entsprechend gestaltet (zum Beispiel Mehrzweckhalle, Bällchenbad). Die zwei Gruppenräume haben zusätzlich verschiedenartige Schwerpunkte, z.B. Puppenecke, Bauecke, Frühstücks- oder Kreativbereich. Des weiteren stehen 2 Projekträume zur Verfügung. 


Die Kinder haben in einem so gestalteten Kindergarten einerseits viel Platz, ein großes Materialangebot und verschiedenste Nutzungsmöglichkeiten, um selbst schöpferisch zu sein und eigene Ideen umzusetzen. Andererseits vermittelt die Gruppenstruktur besonders den jüngsten Kindern die Sicherheit und Orientierung, die sie im Kindergartenalltag brauchen. Außerdem ist die Kleingruppe ein idealer Ort, gruppendynamische Prozesse zu erfahren und soziales Miteinander zu lernen.

2.1.1. Freispiel

Das Freispiel hat eine zentrale Bedeutung in der offenen Kindergartenarbeit. Es findet nach unseren Vorstellungen parallel zu gezielten Angeboten und Aktivitäten  (vergleiche Kapitel 3.1.2.) während des ganzen Tages statt und stellt eine der Wahlmöglichkeiten für die Kinder dar. Das Spiel gehört wesentlich zur kindlichen Entwicklung und ist die angemessene Form kindlicher Auseinandersetzung mit der Welt. Für ein Kind ist Spielen eine ernsthafte Tätigkeit.


Im freien Spiel lernen Kinder:

  • Unter verschiedenen Möglichkeiten zu wählen und zu entscheiden
  • Ihren Körper zu beherrschen und einzusetzen
  • Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen
  • Sich zu beschäftigen, nicht beschäftigt zu werden
  • Die Grenzen ihrer Fähigkeiten kennen und anzunehmen
  • Möglichkeiten kennen, Erlebnisse und Ängste zu verarbeiten (Rollenspiel)
  • Sich in unterschiedlichen Situationen aufeinander einzustellen
  • Anweisungen anderer anzunehmen und Anweisungen zu geben
  • Sich aufmerksam und konzentriert Dingen zuzuwenden
  • genau zu beobachten und Handlungen zu folgen
  • mit anderen etwas gemeinsam zu tun
  • Fremde und eigene Bedürfnisse auszuhandeln
  • Einen großen Wortschatz kennen und anzuwenden
  • Sich kreativ mit der Welt auseinanderzusetzen

 

Im Spiel entwickeln sich Kinder in ihrer gesamten Persönlichkeit. In der Freispielsituation suchen sie das aus, was sie mit wem, wo und wie lange spielen. Hier haben sie wirklich die Wahl. Sie können das tun, was ihnen am meisten entspricht.  


Durch ausdauerndes freies Spiel erwirbt das Kind Fähigkeiten, die Grundlagen zur Lebensbewältigung und speziell für das schulische Lernen bilden. Diese Fähigkeiten sind wichtig, um neuen und unbekannten Anforderungen gewachsen zu sein. Wir sehen das Spiel nicht als Alternative, sondern als Möglichkeit zum Lernen! Lernfähigkeit setzt Spielfähigkeit voraus! Aus diesem Grund schaffen wir mit Freiheit und Zeit die wichtigsten Voraussetzungen für selbstbestimmtes, phantasievolles, und bewegungsaktives Spiel.

 

2.1.2. Angebote, Impulse und Projekte

Die Erzieher begleiten und fördern die Kinder im Kindergartenalltag. Sie schaffen eine anregende Umgebung für das Freispiel und regen parallel dazu, durch Angebote und Impulse, neue Spiel- und Lernprozesse an.

Die pädagogischen Angebote stehen immer in einem Sinn- und Lebenszusammenhang für die Kinder. Dazu werden für eine Dauer von einigen Wochen Rahmenpläne erstellt (vergleiche Rahmenplan Seite 12). Sie orientieren sich z.B. an den Jahreszeiten oder an anderen Themen aus dem kindlichen Alltag. In diesem Sinne wird die Zahngesundheit beim jährlichen Zahnarztbesuch zum zentralen Thema, im Karneval wird zum Beispiel der Dschungel thematisiert oder zum Martinsfest durch verschiedenste Angebote das Thema „Teilen“ besprochen und erfahren. Innerhalb dieser Rahmenthemen bieten die Erzieher den Kindern freie und geleitete Aktivitäten an, die ihnen zum Beispiel das Thema „Herbst“ bei einem Spaziergang im Wald, am Maltisch, in der Vorleseecke, in der Turnhalle oder am Frühstückstisch  nahe bringen. Dabei stehen die Talente, Fähigkeiten und Interessen von Kindern und Erzieher im Mittelpunkt. Neugier und Interessen werden geweckt, die Kinder lernen sich mit Unbekanntem vertraut zu machen und an Neues heranzutasten.  

Die Erzieher arbeiten bei der Durchführung der Angebote nach den methodischen Aspekten des offenen Konzepts. Grundsätzlich stehen den Kindern dabei neben dem Freispiel auch die geleiteten Aktivitäten zunächst einmal zur Wahl. Sie werden von den Erziehern eingeladen, an einem Angebot teilzunehmen. Lehnen die Kinder die Einladung ab, trifft man gemeinsam die Absprache, das Angebot zu einem späteren Zeitpunkt wahrzunehmen. Um den Überblick zu bewahren, arbeiten die Erzieher hier mit Angebotslisten, auf denen die Teilnahme der einzelnen Kinder eingetragen wird. Diese Listen dienen auch der Beobachtung von Vorlieben und Abneigungen der Kinder. Meidet ein Kind zum Beispiel häufig Malangebote, so wird der Erzieher darauf reagieren und den Aufforderungscharakter der Einladung verbindlicher gestalten. Dies gewährleistet, die Kinder einerseits individuell zu fördern und andererseits dem allgemeinen Bildungsauftrag nachzukommen. 

Eine weitere Form der geleiteten Aktivitäten stellen die Projekte dar. Projekte können sich aus verschiedenen Bereichen ergeben. Die Erzieher greifen zum Beispiel besondere Vorlieben und Interessen der Kinder auf, und behandeln diese in einer Kleingruppe, als thematischen Schwerpunkt über einen längeren Zeitraum. So können sich Fußballfans, Pferdenärrinnen oder kleine Musiker eine Zeit lang ganz besonders intensiv mit ihrem Lieblingsthema beschäftigen. Außerdem werden beispielsweise durch das Englischprojekt und das Zahlenland neue Interessen geweckt und alle Kinder zeitlich begrenzt, an ein spezielles Thema herangeführt. Intensive Beobachtung von Spielverhalten, Beziehungen untereinander, Vorlieben und Abneigungen, Aktion und Reaktion und Äußerungen der Kinder sind Vorraussetzungen für ein erfolgreiches Projekt.

Bei allen genannten Aktivitäten im Kindergarten spielt die Beobachtung der Kinder durch die Erzieher eine wichtige Rolle. Sie dient den Erziehern als Anregung für geleitete oder freie Spielsituationen und  zur Reflexion ihrer pädagogischen Arbeit. Wer  Kinder genau beobachtet und ihre Verhalten reflektiert, kann sie individuell fördern und Bildung  im Kindergarten praktizieren. Die verschiedenen Methoden der Beobachtung, Dokumentation und Reflexion sind im Kapitel 5. ausführlich beschrieben.

Rahmenplan

Thema: Der Herbstwind lässt die Blätter fallen und den Drachen steigen!

Liebe Eltern!


Der Herbst ist da, froh wird er von unseren Kindern begrüßt. Langersehnte Freuden werden wahr. Es können bei ausgiebigen Spaziergängen die knisternden, bunten Herbstblätter, Eicheln und Kastanien gesammelt werden, um später mit ihnen zu basteln. Der kühle Herbstwind treibt die Drachen empor und lange dunkle Abende werden durch den Schein von Kerzenlicht besonders gemütlich und schön. Auch wir möchten die Herbstzeit gemeinsam mit den Kindern erarbeiten und sie ihnen durch verschiedene Aktionen näher bringen.

                                                                     

  Ihr Mühlenbergteam

Bilderbücher:

  • Frederik
  • Nur ein kleines Samenkorn
  • Der Hudelpeter
  • Schuster Martin
  • Geschichten: Eine Kastaniengeschichte
  • Vom Teilen und Laterne basteln
  • Sterntaler
  • Die Laterne Lumina
  • Suco macht einen Ausflug
  • Wenn Zugvögel reisen
  • Fingerspiele:
  • Malgeschichte vom Drachen
  • Imse Wimse Spinne
  • Fünf Kinder hat die Igelmutter
  • Der Herbst ist da
  • Lieder/ Rhythmik:
  • St. Martin
  • Ich geh mit meiner Laterne
  • Komm wir wollen Laterne laufen
  • Andere Laternenlieder
  • In einem kleinen Apfel
  • Der Herbst das ist eine tolle Zeit 
  • Kreative Angebote:


  • Bilder aus getrockneten Blättern
  • Laternengläser
  • Früchte aus Pappmaché
  • Windräder
  • Drachen-Mobile
  • Blätter Rubbelbilder 
  • Bewegungsspiele:
  • Kastanienspiellied
  • Ich hol mir eine Leiter
  • Falle, falle, falle 
  • Entspannungs-Ruhe Übungen:
  • Igelballmassage
  • Kastanien/Eichel/Blatt
  • Meditation 
  • Gespräche:
  • Was verändert sich im Herbst?
  • Warum haben Bäume bunte Blätter?
  • Gespräch über St. Martin 
  • Hauswirtschaftliche 
  • Beschäftigungen:
  • Gebackene Martinsgänse 
  • Backkartoffeln 
  • Kartoffelsuppe 
  • Bratäpfel

2.2. Das offene Konzept im Kontext der Bildungsvereinbarung (Haupthaus)

Nach unserem Leitgedanken, die Kinder in der Entwicklung ihrer Gesamtpersönlichkeit zu unterstützen, vermitteln wir Bildung auf vielfältige Weise. Uns geht es dabei nicht nur um die Aneignung von Fertigkeiten und Wissen, sondern um einen ganzheitlichen Entwicklungsansatz. Um das zu verdeutlichen, haben wir fünf Entwicklungsbereiche definiert: 

  • Bewegung
  • Spielen und Gestalten
  • Sprache
  • Natur und kulturelle Umwelt(en)
  • Persönlichkeitsentwicklung und Sozialverhalten

 

Im Kindergartenalltag sind diese Bereiche nicht getrennt, sondern greifen ineinander. Die folgenden Ausführungen zeigen, wie die konkrete pädagogische Arbeit unseres Kindergartens in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen aussieht. 


2.2.1. Bewegung

Die Freude an der Bewegung - Grundvoraussetzung für eine gesunde körperliche und seelische Entwicklung - steckt in jedem Kind. Deshalb ist Bewegung ein Schwerpunkt unserer Einrichtung. Kinder brauchen sie, um all ihre Sinne ausprobieren und entwickeln zu können. Über Bewegung erfahren sie die Welt und sich selbst. Über Bewegung vermittelt sich ihnen die Beziehung zwischen Körper, Geist und Umwelt. Wenn Kinder in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt werden, schlägt sich dies oft in erheblichen Defiziten auf motorischer und kognitiver Ebene nieder. Aus diesem Grund legen wir besonderen Wert auf ein vielfältiges Bewegungsangebot

Einmal pro Woche gehen alle Kinder in die große Schulsporthalle zum Turnen. Hier werden verschiedenste Bewegungsbaustellen zum Klettern, Hüpfen, Springen, Balancieren aufgebaut und Ball- und Laufspiele gespielt. Durch die Größe des Raumes und die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Geräte, mit unterschiedlichem Aufforderungscharakter, werden  zum einen die Sinne geschult. Darüber hinaus lernen die Kinder aber auch, ihren Körper einzuschätzen, sich mit Gefühlen, wie Angst, Mut, Macht und Ohnmacht auseinander zu setzen, Grenzen stets neu zu erproben und sich und ihre Fähigkeiten einzuschätzen. 


Außerdem haben die Kinder in der Mehrzweckhalle täglich die Möglichkeit Bewegungserfahrungen zu machen. Nach eigenen Bedürfnissen wird hier geschaukelt, mit dem Ball gespielt, balanciert, mit großen Bausteinen gebaut, getanzt, mit Fahrzeugen gefahren usw.. Beim ausgelassenen Toben und in ruhigen Entspannungsmomenten spricht das große Bällchenbad verschiedene Sinneswahrnehmungen an. 

Beinahe bei jedem Wetter nutzen die Kinder das Außengelände. Hier stehen Klettergerüste, eine Rutsche, eine große Hängematte und weitläufige Sand- und Rasenflächen zur Verfügung. Außerdem können eine Matschecke, ein Sinnesparcours und das Zahlenland genutzt werden. In einem Schuppen lagern verschiedene Fahrzeuge und Spielgeräte, die sich die Kinder selbstständig herausholen können. 

Das Thema Bewegung wird auch im täglichen Stuhlkreis immer wieder aufgegriffen. Durch Sing- und Bewegungsspiele schulen die Kinder   Sprach- und Rhythmusgefühl, trainieren ihr Gedächtnis, lernen Spielregeln und üben grobmotorische Bewegungsabläufe.

Auch in der Projektarbeit wird die Bewegungsfreude der Kinder stets aufgegriffen. Bei einzelnen Projekten (Fußball, Tanzen) steht sie ausdrücklich im Mittelpunkt.

2.2.2. Spielen und Gestalten

Kinder brauchen für Ihre Entwicklung Wahrnehmungserfahrungen auf den verschiedensten Gebieten. Hierbei spielen alle Sinne eine wichtige Rolle. Durch viel Platz, großes Materialangebot und unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten können die Kinder unserer Einrichtung eine Fülle von Wahrnehmungserfahrungen sammeln. Mit nicht vorgefertigten Materialien, die ihnen am Bastel-, Mal-,  oder Matschtisch zur Verfügung stehen, bieten wir den Kindern vielfältige Möglichkeiten, sich mit ihren Sinnen auseinanderzusetzen.

In diesem Zusammenhang ist Kreativität ein weiterer Schwerpunkt unseres Kindergartens. Kreativ sein bedeutet, schöpferisch zu sein, Ideen zu entwickeln, Fantasien zu entfalten und umzusetzen. Sie unterliegt keiner Norm, ist nichts allgemein gültiges, sondern so vielfältig wie die Menschen selbst. Nicht nur alles, was nach kunstvollen Äußerungsformen aussieht, umschreibt Kreativität, sondern der Begriff bezieht sich mindestens ebenso auf das Denken, die Fähigkeit eigene, originelle Wege zu gehen, eingefahrene Gleise mutig zu verlassen und unkonventionelle, neue Ideen zu entwickeln. In diesem Sinne fördern wir die Kreativität bei den Kindern.  


Kreativität findet also nicht nur in Bereichen von gestaltenden Tätigkeiten statt, sondern auch und vor allem im freien Spiel, insbesondere in Rollenspielen. In der Puppenecke, beim Verkleiden, beim Bauernhof spielen auf dem Bauteppich oder beim Zirkus spielen in der Mehrzweckhalle, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Sie dient den Kindern dazu, die Realität zu erforschen. Im Rollenspiel verarbeiten sie ihre Erlebnisse und konstruieren sich ihre eigene Welt, Geschichten, Dinge und soziale Beziehungen. Sie lernen mit ihren Emotionen umzugehen, sich mit anderen Kindern abzusprechen, Konflikte zu lösen und eigene Vorstellungen durchzusetzen oder zurückzustellen. Sie sammeln Erfahrungen mit geschlechtlicher, kultureller und sozialer Differenz. Im gemeinsamen Spielen und Gestalten gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte, um die Unterschiede als Bereicherung zu erleben. Die Erzieher vertrauen dabei auf die konstruktiven Leistungen der Kinder, ihre Aufgabe ist es, sie gut zu beobachten, sie zu begleiten und ihnen Gelegenheiten zur Reflexion zu geben.  Bei jedem Tun eines Kindes geht es uns mehr um das Erleben und die Erfahrungen, die es macht. Das Ergebnis ist zweitrangig.


Zum Bereich „Spielen“ gehören auch ein Spieltisch und ein Spielteppich, an denen die Kinder alleine, miteinander oder zusammen mit den Erziehern Regel- und Gesellschaftsspiele spielen. Hier lernen sie, sich auf eine Sache zu konzentrieren, beim Verlieren mit Frustration umzugehen und Regeln einzuhalten.

2.2.3. Sprache

Kinder erfahren durch Bewegung sich selbst und ihre Umwelt. Durch Sprache sind sie in der Lage die Eindrücke zu erfassen und zu begreifen. Sprache ist die Grundlage, um Dinge, Gefühle und Gedanken zu benennen, zu ordnen und mit anderen zu kommunizieren. Viele Lernprozesse sind eng an sprachliche Fähigkeiten gebunden.

Durch das sprachliche Vorbild der Erzieher und ihr interessiertes Zuhören werden die Kinder zum Hören und Sprechen angeregt. Der Kindergartenalltag ist geprägt von einem kommunikativen Miteinander, in dem die Erzieher den Kindern aufmerksam zuhören und sie anregen, ihre Bedürfnisse, Absichten und Meinungen zu verbalisieren. 

In dieser kommunikationsfreundlichen Atmosphäre erhalten die Kinder viele unterschiedliche Gelegenheiten, ihre Sprache auszuprobieren und weiterzuentwickeln.


Im täglichen Stuhlkreis gibt es rhythmisch-musikalische Bewegungs- und Wortspiele, Vorleserunden, Gespräche zu verschiedenen Alltagsthemen und einmal wöchentlich eine Erzähl- und Zeigerunde. All diese Aktivitäten vermitteln den Kindern ein Gefühl für Sprache.   

Der Umgang mit Büchern und die Freude an Geschichten ist ein pädagogisches Ziel unserer Einrichtung. Die Kinder haben ständig Zugang zu ausgewählten, thematisch wechselnden Büchern, mit denen sie sich in die Kuschelecke zurückziehen können. Dort lesen die Erzieher auch vor und die Kinder lauschen  den Hörspiel- und Musikkassetten.

Als zusätzliches Angebot kommt einmal in der Woche eine Vorlesedame, von den Kindern liebevoll "Oma Otti" genannt, in den Kindergarten, die für Kleingruppen Bücher auswählt, vorliest und bespricht. Die Erzieher achten darauf, dass jedes Kind im Laufe seiner Kindergartenzeit mehrmals von diesem Angebot Gebrauch macht. 


Durch die verschiedenen Freispielimpulse werden Kindern Situationen des täglichen Lebens näher gebracht und ihr sprachliches Allgemeinwissen erweitert. Insbesondere Rollenspiele bieten hier ein breites Spektrum, sprachliche Erfahrungen zu sammeln.

 Durch die verschiedenen Freispielimpulse werden Kindern Situationen des täglichen Lebens näher gebracht und ihr sprachliches Allgemeinwissen erweitert. Inbesondere Rollenspiele bieten hier ein breites Spektrum, sprachliche Erfahrungen zu sammeln.

Seit dem Herbst 2004 besteht in unserem Kindergarten eine spezielle Fördergruppe zum Thema Sprache. Der "Quasseldasselclub" trifft sich 1x wöchentlich. Er wird durch eigene Mitarbeiter, die an entsprechenden Fortbildungen teilnehmen, geleitet.

Die Konzeption zur Sprachförderung finden Sie im Anhang unter. Im Zusammenhang mit der vom Schulministerium NRW veranlassten Sprachstandsfeststellung (Delfin 4/ www.Schulministerium.nrw.de) ist eine anschließende Förderung für einzelne Kinder notwendig. Durch unsere bereits bestehende Sprachfördergruppe bietet sich die Möglichkeit diese Kinder in diese Gruppe zu integrieren.

  

Einmal pro Woche kommen mehrere Senioren in den Kindergarten, um mit den Kindern alte Volkslieder und bekannte Kinderlieder zu singen und Bewegungsspiele zu machen. Das Seniorensingen ist bei den Kindern sehr beliebt und fördert, wie alle musikalischen Angebote im Kindergarten, die Sprechmotorik, den Wortschatz und die Bewegungskoordination. 

Das große Angebot an Gesellschaftsspielen im Mühlenbergkindergarten bietet eine Auswahl von Spielen zur Sprach- und Sprechförderung, welche die Kinder mit den Erziehern, alleine oder untereinander spielen können. 

2.2.4. Natur und kulturelle Umwelten

Kinder erfahren die Welt mit all ihren Sinnen und sind von Anfang an darauf aus, ihr Umfeld zu erkunden.  Ihre Umwelt erleben sie dabei nicht getrennt nach Natur und Kultur. Wissensvermittlung gestalten wir daher kindgerecht, indem wir den Kindern eine Vielfalt an Erfahrungsmöglichkeiten bieten. Die Natur bietet Kindern viele Möglichkeiten visuelle, akustische, atmosphärische, körperliche und emotionale Informationen gleichzeitig aufzunehmen und zu verarbeiten.  


Die Mühlenbergkinder erleben Natur bei Waldbesuchen, Spaziergängen und Ausflügen oder auch auf unserem, sehr anregend gestalteten Außengelände. Dort haben sie bei jedem Wetter Gelegenheit mit den Elementen „Erde“, „Luft“ und „Wasser“ intensiv Bekanntschaft zu machen z.B. in der Matschecke, im Sand, auf der Wiese, im kleinen Gemüsegarten und auf der Wasserrutsche.


Waldprojekte und Waldtage eröffnen den Kindern einfache ökologische Zusammenhänge. Sie lernen durch Betrachten, Sammeln und Ausprobieren den Wald kennen. So wird ihnen die Natur sinnlich und emotional nahe gebracht und der Grundstein für forschende Neugierde und ein erstes Umweltbewusstsein gelegt.


Bei Festen im Laufe des Jahres und deren Vorbereitung lernen die Kinder vieles über die Kultur, in der sie aufwachsen. So sind zum Beispiel die christlichen Feste Anlass für uns, den Kindern christliche Werte zu vermitteln. In diesem Zusammenhang möchten wir betonen, dass wir konfessionell ungebunden sind. Allgemeine christliche Werte verstehen wir als Teil unserer Kultur. Diese Kultur ist offen für den Dialog mit anderen Weltbildern und Einstellungen. Vor allem in der Schulvorbereitung im Mühlenbergtreff lernen die Kinder auch die Welt außerhalb des Kindergartens kennen. Die Erzieher organisieren und begleiten Ausflüge zum Beispiel ins Theater, zur Feuerwehr oder in den Zoo. Die Kinder lernen so, sich durch eigenes Erleben in der Welt zurecht zu finden und werden dabei von den Erziehern unterstützt.

2.2.5. Persönlichkeitsentwicklung und Sozialverhalten

Das Ziel unserer Arbeit sind: eigenverantwortlich handelnde, selbstbewusste, kreative und fantasievolle Kinder. Dazu gehört eine stabile Persönlichkeit und die Fähigkeit, in angemessener Weise miteinander umzugehen.

 

Kinder brauchen und lieben Rituale. Das Wiederholen bestimmter Tätigkeiten stellt für sie Sicherheit und Orientierung dar. Rituale strukturieren den Tages- und Jahresablauf. Bei uns sind zum Beispiel die Begrüßung am Vormittag oder der tägliche Stuhlkreis solche Rituale.


Ein weiteres wichtiges Ritual ist das Frühstück. Es ist offen und gleitend gestaltet, das heißt die Kinder können innerhalb einer bestimmten Zeitspanne (7:30-10:30 Uhr) bedienen sich die Kinder am, vom Kindergarten vorbereiteten Frühstücksbuffet. Eine Müslibar, frisches Obst und Gemüse steht ebenfall zur Verfügung. Da wir Wert auf ein gesundes Frühstück legen, stehen  Süßigkeiten, süßes Gebäck, Nutella und Ähnliches eher selten beim Buffet. Nach dem Frühstück spülen die Kinder selbst ihr Geschirr und achten darauf, ihren Frühstücksplatz sauber zu verlassen. 


Beim Mittagessen werden die Kinder ebenfall in ihrer Selbständigkeit unterstützt.

Auch Regeln und Absprachen sorgen für Sicherheit und Orientierung. Sie dienen dazu, das Zusammenleben zu erleichtern. Ein Beispiel dafür ist unsere so genannte „Rot-Grün-Regelung“: an den Türen verschiedener Funktionsräume hängen Rot-Grün-Schilder. Rot bedeutet „Stopp“ und Grün bedeutet „Eintreten erlaubt“. Hintergrund für diese Regelung ist es, für einzelne Kleingruppen  ungestört in einem Raum zu spielen. Dies erklären die Erzieher den Kindern, da es wichtig ist, dass Kinder den Sinn der Regeln und Absprachen auch nachvollziehen können. Grundsätzlich sind Regeln keine Dogmen, sondern veränderbar. Halten die Kinder die Regeln nicht ein, so stehen die Konsequenzen immer in einem direkten Zusammenhang mit dem Regelverstoß. Wird z.B. in der Kuschelecke getobt, bieten die Erzieher dem Kind an, in die Mehrzweckhalle zu gehen. 


Generell achten die Erzieher  auf eine angemessene Form der Ansprache. Die Einladung zu einem Angebot (vergleiche Kapitel 3.1.2.) ist ein Beispiel dafür. 


Zum sozialen Miteinander zählt auch die Konfliktbewältigung.  Streit unter Kindern ist etwas Normales. Wir unterstützen die Kinder darin, Konflikte eigenständig zu lösen. Deshalb greifen die Erzieher nur ein, wenn die Kinder keine Lösung finden. Uns ist es wichtig, den Konflikt zu begleiten und nicht für die Kinder zu lösen. Das offene Konzept bietet  viele Gelegenheiten, eigene Erfahrungen im sozialen Miteinander zu sammeln. Freie Spielsituationen und das häufige Agieren in Kleingruppen sind ein ideales Lernfeld für den Entwicklungsbereich Sozialverhalten. 

2.3. Das Konzept der Außengruppe (U3)

2.3.1. Eingewöhnungskonzept

Bereits bei der Unterzeichnung des Betreuungsvertrages erhalten die Eltern einen Fragebogen bzgl. Gewohnheiten und Vorlieben ihres Kindes. Der Bezugserzieher kann sich so einen ersten Eindruck verschaffen und individueller auf das Kind eingehen. Nun wird in Anlehnung an das sogenannte „Berliner Modell“ der „sanfte Übergang“ vom Elternhaus in die Einrichtung erfolgen. Wir geben dem zu betreuenden Kind und seinem Elternteil die notwendige Zeit der Eingewöhnung und des Beziehungsaufbaues.

Dies ist am ehesten gewährleistet, wenn die Gewöhnung an die neue Umgebung, die anderen Kinder und die noch nicht vertrauten Erwachsenen langsam und unter Begleitung des „sicheren Hafens“ der Eltern vonstattengeht.

Das Berliner Modell wurde vom Institut für angewandte Sozialforschung (INFAS) entwickelt und findet seit Jahren praktische Anwendung.

Es ist kein starres Programm, sondern dient als Orientierungsrahmen für die Übergangszeit vom Elternhaus in die Tagesbetreuung. Der zeitliche Umfang des Beziehungsaufbaues gestaltet sich individuell verschieden und kann zwischen einigen Tagen oder aber auch 4-5 Wochen variieren. Orientiert am zu beobachtenden Verhalten des Kindes und in Reflexion mit den Eltern entscheiden wir, wie lange eine Begleitung notwendig ist und wie viel Zeit das Kind schon alleine verbleiben kann. Abhängig von der Anzahl und dem Alter der aufzunehmenden Kinder wird jeweils ein Erzieher für eine Kleinstgruppe von 2-4 Kindern als unmittelbare und konstante Bezugsperson verlässlich eingesetzt. In Zeiten, in denen der Bezugserzieher nicht anwesend ist, übernehmen die Kollegen diese Rolle.

Hier nun ein kurzer Überblick über das Berliner Modell:

Eine rechtzeitige Information der Eltern über die Bedeutung Ihrer Anwesenheit beim Eingewöhnungsprozess erfolgt – Eltern bleiben Hauptbindungsperson!

Eine dreitägige Grundphase der Eingewöhnung, in der die Eltern mit dem Kind für 1-2 Stunden täglich in der Mühle verbleiben. Hierbei verhalten sich die Eltern eher passiv und bleiben für das Kind in erreichbarer Nähe. Die Erzieher knüpfen erste Kontakte zum Kind.

Eine vorläufige Entscheidung über die Dauer der Eingewöhnungszeit wird am vierten Tag gefällt. Ein erster Trennungsversuch wird unternommen und im Anschluss das Trennungsverhalten des Kindes reflektiert.

Eine Stabilisierungsphase, die am 4. Tag beginnt, folgt. Sie bietet den Erziehern zunehmend mehr Raum das Kind zu versorgen und rundum zu betreuen. Unter Beachtung der kindlichen Reaktion werden weitere und ggf. längere Trennungsversuche unternommen. Ein Trennungsritual wird entwickelt und eingehalten.

Eine Schlussphase, in der sich die Eltern nicht mehr im Haus mit aufhalten, schließt sich an. Die Eltern sind jedoch jederzeit erreichbar. Dieser Eingewöhnungsprozess verlangt ein Höchstmaß an Anpassungsleistung vom Kind und lässt die Kinder sehr ermüden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass die Kinder in den ersten Wochen die Einrichtung nur halbtags besuchen. 

 

2.3.2 Räumlichkeiten

Die Räumlichkeiten der Gänseblümchengruppe für Kinder im Alter unter drei Jahren befinden sich in einem ehemaligen Mühlengebäude.

Wir begeben uns nun auf eine "Reise" durch das Mühlengebäude.

Im Eingangsbereich gibt es für jedes Kind einen eigenen Garderobenschrank mit genügend Stauraum für persönliche Dinge wie z.B. Jacke, Matschhose, Stiefel... .

Unter der bogenförmigen Aussparung im alten Gemäuer bietet eine gemütliche Sitzgelegenheit eine Rückzugsmöglichkeit für Eltern und Kinder in der Bring- und Abholphase, sowie einen Ort zum Kuscheln und Lesen während der Freispielphase.

Im Sanitärraum befindet sich der Pflegebereich mit einer hochgelegten Dusche, einer Waschrinne, sowie Kindertoiletten. Neben der täglichen Pflege wie Wickeln und Massieren, können die Kinder diesen Raum zum Matschen und Experimentieren mit Wasser, Schaum und Farben nutzen.

Der Gruppenraum ist unser größter Raum. Hier widmen wir uns den Mahlzeiten, dem Puppenspiel, Verkleiden, Malen, Basteln und Konstruieren.

Der Gruppennebenraum stellt den Bewegungsbereich dar und bietet mit Schaukeln, Hängematten und Wippen ausreichend Platz zum Toben, Klettern und Spaß haben.

Das Sternenzimmer ist unser Ruheraum. Er lädt zum Träumen, Lesen und Kuscheln ein und wird zur Mittagspause genutzt.

Bodentiefe Fenster, Podeste, Kriech- und Krabbelflächen mit „warmen“ Bodenbelägen, Spiel- und Beschäftigungsanregungen auf „Augenhöhe“ der Kinder werden realisiert.

Neben unserem Gebäude befindet sich unser Außenspielgelände mit angemessenen Spielmöglichkeiten.

Schaukel, bodennahe Kletter- und Balanciermöglichkeiten, Sandkasten, Grasflächen, Fahrbereiche für Bobbycar, Dreirad und Co, fördern die körperliche Entwicklung und tragen zum Wohlbefinden bei. Sonnenschutzflächen werden eingerichtet und Wasserspielmöglichkeiten angeboten.

 

2.3.3. Der Alltag mit seinen pädagogischen Hintergründen

Kinder sind von Geburt an mit vielfältigen Kompetenzen ausgestattet und stellen von Anfang an individuelle Persönlichkeiten dar.

Das wichtigste Ziel frühkindlicher Pädagogik ist es, die individuellen Kompetenzen jedes Kindes zu kennen und auf dieser Grundlage mit ihnen in Aktion zu treten.

Neugierde und Entdeckerfreude sind angeborene und wichtige Voraussetzungen für lebenslanges Lernen. Hierbei benötigen sie nur wenig Hilfe von außen.

Dieser pädagogische Grundsatz dient uns als Grundlage, unseren Alltag in der Gänseblümchengruppe zu gestalten.

In den bereits beschriebenen Räumlichkeiten steht den Kindern genügend Raum und Material zur Verfügung, um als Forscher und Entdecker die Welt zu erleben und eigene Kompetenzen weiterzuentwickeln.

Wie bereits erwähnt, bilden eine sanfte Eingewöhnung und die daraus entstehende Bindung zu den Erziehern die wichtigste Grundvoraussetzung für ein vertrautes Miteinander.

„Kinder müssen sich verstanden, geliebt, versorgt, geschützt und beachtet fühlen, um zu wachsen und zu lernen.“

(Zitat: Grundwissen Krippenpädagogik)

Das gemeinsame Handeln und Erleben im Alltag ist für unsere Kinder bedeutend wichtig. Sie erfahren Vorbilder, die die Freude am Tun mit ihnen teilen und somit nebenbei auch Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln.

Erwachsene, die auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen und sie aktiv an Handlungen teilhaben lassen, ermöglichen es den Kindern, ihre Selbstwahrnehmung (Ich-Kompetenzen) zu erweitern und sich auf die Umwelt einzulassen. In der Arbeit mit Kindern von 0,4 – 3 Jahren liegt unser Schwerpunkt daher in der Pflege, der Bewegungs- und Sprachentwicklung, sowie dem Spielen.

 

2.3.4. Pflege

Pflegehandlungen wie z.B. das Wickeln, Massieren, Füttern / Essen, oder Schlafen werden in unserer Einrichtung als sogenannte „Sternstunde“ bezeichnet. Diese Tätigkeiten werden nicht einfach „abgewickelt“, sondern als Möglichkeit der intensiven und individuellen Bildungszeit mit dem Kind gesehen. Die Kommunikation und das gemeinsame Tun zwischen dem Kind und dem Erzieher spielt dabei eine zentrale Rolle. Dem Kind gilt die volle Aufmerksamkeit, und es nimmt aktiv an der Pflege teil.

Alle Handlungen werden angekündigt und Gegenstände gezeigt, bevor sie verwendet werden. Den Rhythmus und die Dauer gibt das Kind vor.

Durch das Einbeziehen des Kindes werden alltägliche Handlungen, wie Tisch decken, Essen, Anziehen, Wickeln oder Schlafen zu wichtigen sozialen Erfahrungen. Das Kind wird in seiner Individualität wahrgenommen und die Pflege wird zu einem Moment der Freude und des Dialogs.

Beim Essen geht es nicht nur um die reine Nahrungsaufnahme, sondern es handelt sich um eine lustvolle, kommunikative, angenehme und entspannte Situation, in der die Kinder selbständig handeln dürfen. Je älter die Kinder werden, desto aktiver ist die Beteiligung an Alltagssituationen. Abhängig vom Entwicklungsstand werden sie darin bestärkt, sich in Regelfindungen und Absprachen einzubringen und diese einzuhalten (z.B. Esskultur, Ordnungssinn...). Die Erzieher unterstützen die Kinder, je nach Entwicklungsstand.

 

2.3.5. Bewegungs- und Sprachentwicklung

Bewegung ist der „Motor“ vielfältiger Lernprozesse. Die Motorik ist für die Gesamtentwicklung der Kinder von immenser Bedeutung, da sie in einem engen Zusammenhang mit allen anderen Entwicklungsbereichen steht.

Kinder erarbeiten sich alle „Meilensteine“ der Bewegung selber und benötigen keine ständige Anleitung durch Erwachsene. Kinder, die sich ihre Bewegungsabläufe (wie z.B. das freie Sitzen) selbständig erarbeitet haben, werden in ihrem gesamten Bewegungsmuster sicherer und selbstbewusster.

Unsere Aufgabe ist es also, je nach Alter der Kinder, die Umgebung ihrer Spiel- und Bewegungsbedürfnisse anzupassen (Podeste, Kriechtunnel, schiefe Ebenen, Schaukeln, Rutsche...).

Beim Experimentieren und sich Ausprobieren benötigen Kinder gelegentlich Hilfestellung oder auch einfach nur positive Ermutigung und das Zutrauen des Erwachsenen, dieses Experiment erfolgreich abschließen zu können. Das kontinuierliche Beobachten lässt uns erkennen, auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche Impulse, Angebote und Anregungen sie in ihrer Entwicklung ein Stück weiterbringen.

Der erfolgreiche Spracherwerb steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Bewegungserziehung und dem Spiel. Unser Ziel ist es also, die Sprachförderung in alle Alltagssituationen zu integrieren. Der Wortschatz festigt und erweitert sich, indem die Kinder erleben und verstehen, was die einzelnen Wörter bedeuten. Somit besteht ein ganzheitliches Lernen mit allen Sinnen, in allen Bereichen. Außerdem bieten sich durch Lieder, Reime, Fingerspiele, Bilderbücher und Erzählrunden, sowie durch die verbale Vorbildfunktion der Erzieher und der Interaktion mit dem Kind zahlreiche Möglichkeiten Sprachförderung aktiv zu gestalten.

 

2.3.6. Spielen

Kinder benötigen Zeit und Raum für ungestörtes Spielen. Nur wenn sie sich ohne ständige äußere Störungen auf einen Gegenstand oder einen Spielbereich einlassen können, werden sie sich auch intensiv damit auseinandersetzen und Zusammenhänge erfassen.

Rollenspiel- und Konstruktionsbereiche, aber auch Nischen und Rückzugsmöglichkeiten ermöglichen ein verschiedenartiges Spiel.

Kinder lernen vor allem in den ersten Lebensjahren mit allen Sinnen. Durch vielfältige Materialangebote, die für ihr „Tun“ zur Verfügung stehen, sammeln sie auf zahlreiche Art und Weise Sachkompetenzen in ganz unterschiedlichen Bereichen.

(Bsp: Natur: Tiere, Pflanzen; Technik: konstruieren, entwickeln, verstehen, Schwerkraft erleben; Mathematik: Mengen, Größen, Formen; Kreativität: Wirkung von Farben und Materialien, musikalische Fähigkeiten (Rhythmus), Rollenspiel „Kleine Welt Spiele“.)

Bei der Auswahl von Spielmaterial ist es uns wichtig, dass Kindern verschiedene Materialien zur Verfügung stehen, die nicht auf bestimmte Funktionen festgelegt sind. Hierzu zählen vor allem Alltags- und Naturmaterialien (z.B. Wasser, Sand, Kastanien, Baumscheiben, Äste, Laub, Kork, Körbe, Kartons, Töpfe, Kissen, Spiegel aller Art...u.v.m.) Durch freies Experimentieren können sie ihre Kreativität weiterentwickeln.

 

Angelika von Beek prägte folgende Aussagen:

 

Kinder brauchen “Zeug“ zum Spielen statt Spielzeug!

„Können Kinder zwischen 0 – 4 Jahren mit Alltags- und Naturmaterialien spielen, brauchen sie keine gesonderte Förderung der Wahrnehmung.“

 

„Erzähle mir und ich vergesse,

zeige mir und ich erinnere mich,

lass mich tun und ich verstehe.“

(Konfuzius)

 

Den Inhalt dieses Zitates nehmen wir zum Anlass, uns mit Ihren Kindern gemeinsam auf das spannende Erlebnis einzulassen und den Alltag in der Gänseblümchengruppe mit Leben, Liebe und gegenseitigem Verständnis zu füllen.

Für unseren Alltag heißt das, Kinder in viele Dinge mit einzubeziehen und die alltäglichen Handlungen gemeinsam zu erleben.